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@ -15,3 +15,11 @@ Christine fand ein Geburtstagsgeschenk und wir schwammen weiter und weiter. Dies
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In Wolfsburg gibt es keine Plattenläden. Die Kundschaft die sich Schallplatten als Dekorationsmittel in den Wohnzimmerschrank stellt, wird gut von Media Markt und Müller versorgt. An einem Winterabend im ersten Winter in Nürnberg, bog ich einmal falsch ab und stand in einer Straße in der drei Plattenläden wareb. Meine Augen und Mund öffneten sich, die Pupillen erweiterten sich und das Adrenalin eines Abhängigen schoss in die Bereiche des Gehirns in dem das unstillbare Verlangen lag. Ein Laden hieß [Music and Books](). Bücher und Schallplatten. So kann man sich mit allem vollständig umgeben was einem wichtig ist, wichtiger als vieles andere auf dieser Welt. Wir betraten das Geschäft, eher ein Tempel, und der Inhaber warf uns ein Lächeln entgegegen. Wir bildeten uns ein er hätte uns wiedererkannt. Wir zogen an den neu-arrangierten Regalen entlang. Ich hasse Veränderungen. Der Inhaber hat sich ein neues System für die Unmengen an Second-Hand Ware ausgedacht. Ein System das nur für ihn einen Sinn zu machen scheint. Immer wieder hörten wir seine Versuche es den Kunden zu erklären. Er scheiterte und die Kunden schienen einfach aufzugeben. Es wäre so einem Laden unwürdig gewesen, würde es von einen System verwaltet werden, welches von Jedem verstanden werden hätte können.
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Meine Beine fingen langsam an zu schmerzen. Wir gingen von einem Ende der Altstadt zum anderen. Ein nicht Zyklus in dem man sich verliert. Immer und immer wieder. Wie die vorgegebenen meditativen Wege die Mönche abschreiten um sich zu reinigen. So vergassen wir auf unserem Weg das Leben das wir nun im Norden führen. Wir haben Nürnberg nie vergessen oder verlassen. Und dies gefiel mir sehr. Wir brauchten noch ein Buch um gut ausgerüstet zu sein für die [Rösttrommel](). Ich habe diese Kaffeerösterei mit Cafe erst spät entdeckt. Nicht das es nur ein Cafe mit tollem Kaffee ist, es ist die Atmosphere, der Geruch von frisch gerösteten Bohnen, es ist perfekt. Hier verbrachten wir teilweise Stunden über einem Buch, über Notizen, Christine neben mir am zeichnen. So wollte ich immer Leben. So etwas hatte ich vorher nicht gekannt, mir nur vorgestellt. Ich trank einen Kaffee, und noch einen, nahm Pfund für Pfund mit in unsere kleine Nürnberger Wohnung. Der Kaffee war ein Versuch diese eingebildete Kreativität mit zu nehmen, sie nicht los zulassen, ich schloss meine verkrampften Hände um diese Vorstellung. Doch nun mussten wir wieder los. Wir kamen an all möglichen kleinen Lädchen vorbei. Alle verbunden mit kleinen Geschichten oder Erlebnissen. Der Kunsthandel in dem wir fast eine kleinen Beuys Zeichnung gekauft hätten (das Wort "fast" ist der Versuch eine Traumvorstellung auszuleben in dem man zum Kunstsammler aufgestiegen sei), das Kino in dem wir regelmäßig Filme sahen, das legendäre Copy-Land, in dem wir Christines Studienzeit verbrachten, riesige Farbabzüge machten, Zulassungsarbeitsentwürfe binden ließen, uns kaum ein Weg zu weit war um dorthin zu gelangen. Der einzige Kopierladen in dem alles zu klappen schien, Charlies Schokoladenfabrik nur mit dem Geruch von Toner und warmen frisch bedruckten Papier. Ja, wir wussten das immer zu schätzen. Wir gingen vorbei an Restaurants über Restaurants, viele Dates zu allen Zeitpunkten unserer Liebe.
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An dem Platz an dem sonst der Christkindlesmarkt statt findet war heute ein Austragungsort einer Bio-Messe. Der Platz war aufgefüllt mit der unweigerlichen Vermengung von Esoterik und gesundem Essen. Es ist mir ein Rätsel wieso man das Eine nicht ohne das Andere bekommt. Meine geliebten veganen Aufstriche müssen nicht aus, mit Lichtenergie angereicherten, Bärlauch hergestellt sein. Ich brauche kein Grandawasser oder Getränke auf deren Flaschen der Barcode durchgestrichen ist. Die Barcodes, so glaubt man, seien Antennen die schlechte und bösartige Energien auf die Lebensmittel konstant abgeben. Lebensmittel für Dumme. So wie ich seither auf der Suche nach einer homöophatiefreien Apotheke bin, suche ich eine esoterik freien Biomarkt. Ich kann den Anblick der Bachblüten-Notfall-Bonbons nicht mehr ertragen. Wir gingen vorbei am Stand mit Hanf-Pesto, das von barfüssigen, mit Perlenketten behangenen und langbärtigen Männern verkauft wird. Wir kauften zwei AUfstriche und fühlten uns ein wenig dreckig dabei.
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Ein paar Minuten ins Hotel zurück. Oft fuhren wir genau diese Straße entlang. Sie lag auf dem Heimweg aus der Altstadt zurück in unsere Wohnung. Wir beobachteten die Mengen an Touristen die die Hotels in den lauen Sommerabend verließen. Bepackt mit riesigen Rucksäcken und Einkaufstüten. Diese Straße lag direkt neben dem Schienennetz, welches zum zentralen Hauptbahnhof führt. Folgt man den Schienen Richtung München, führen sie direkt an unserer alten Wohnung vorbei. Direkt unter dem Fenster unseres Schlafzimmers. Das Geräusch von wuchtig vorbeitreibenden Zügen kann so schön sein, wenn man die letzten Momente wach, die Augen gerade geschlossen, das Rattern der Waggons vorbei ziehen hört, während man neben der Person liegt die man liebt, für die man seine Geburtsstadt verlassen hat.
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Wir hatten nur ein paar wenige Minuten zum ausruhen. Ein wenig frisches Wasser in mein Gesicht werfen bevor es weitergeht. Zwei Dinge standen noch auf unserer Liste. Wie sich herausstellte sind diese beiden Punkte im Jahr unserer Abwesenheit zu Einem verschmolzen. Das Burger-Restaurant [Auguste]() ist aus ihrer namensgebenden Straße in das [K4]() gezogen.
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Vielleicht macht das K4 das Leben in Nürnberg so beneidenswert. Kino, Ausstellungsräume, Konzertsäle und mehrere offene Werkstätten. In so einer haben wir unsere ersten Siebdrucke hergestellt. Eins der Sachen die ich immer schon probieren wollte aber nie dachte die Kompetenz dafür aufbringen zu können. Hier im K4 gibt es viele nette Menschen die einen einweisen in die Künste des Handwerks. Ich stelle mir vor, dass unsere Siebe immer noch in den Schränken der Siebdruckwerkstatt auf uns warten. Das wir durch dieses Artefakt nicht vergessen wurden. Irgendwann wurden sie bestimmt gefunden und die Stadt wird nie gewusst haben wer wir waren wohin wir verschwunden sind. In einem der Konzertsäle haben wir in einer Sommernacht getanzt. Der Raum war blau erhellt, und videoprojizierte Wale schwammen die Wände entlang. Nun saßen wir nebenan in diesem tollen Burgerrestaurant und hatten kaum Hunger. Doch wir mussten es einfach erneut erleben.
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