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Marvin Steadfast 2016-12-14 12:41:06 +00:00
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@ -8,4 +8,10 @@ Unser erster Nachmittag in Nürnberg seit fast einem Jahr. Als letztes packten w
Wir hatten Hunger und sahen das Istanbul. Das beste türkische Restaurant in dem ich je gegessen habe. Ich brauche mir nicht einzubilden das ich hier immer noch wohne. Seit ich den Bahnhof verlassen habe und meine tägliche Route in Altstadt betrat, war ich immer noch da. Würde ich nach Hause gehen wollen, würden wir die Straßenbahn Richtung Dokumentationszentrum nehmen, eine halbe Runde um den Dutzendteich laufen, die Menschen im Biergarten sehen, die Liebespaare am Ufer, die thematisch dem Reichsparteigelände angemessenen Hochzeitsfotoshootings, die Alkoholiker am Imbißstand. Dann würde ich die Haustür aufsperren, zwei Stockwerke überwinden und unseren Kater davon abhalten die Treppe Richtung Haustür hinunter zu steigen. Wir setzten uns nach draussen um die Wärme des aufgeheizten Innenstadt Asphalts zu genießen. Hummus und einen Bauernsalat, so wie immer. Mir fielen die Menschen auf, die ihre Blicke nicht von den Handys lassen konnten. Türkische Nachrichten und kein Pokemon Go. Ein Putschversuch des türkischen Militärs. Eine Nacht vorher der Terroranschlag auf eine Menge Menschen die nur das Feuerwerk zum Nationalfeiertag bestaunen wollten. Die BILD würde titeln: "Der Fluch wenn Christine und Marvin auf Reisen gehen". Ende letzten Jahres, als wir gerade im Hotel in München angekommen waren, Terroristen zeitgleich Menschen in Paris erschossen. Unser geliebtes Paris. Wir lagen die ganze Nacht wach und lauschten Deutschlandfunk als wir erschöpft von der Fahrt, unsere Hände haltend, einschliefen. Oder im Frühling, wir waren gerade in Paris angekommen, beim Anziehen um als peinlicher Tourist die Straßen der Stadt zu betreten, um von einem Leben in dieser Stadt zu träumen, das Attentat in Brüssel. Nun also wurde unsere Rückkehr mit einem und einen Militärputsch kommentiert. Wir hatten uns rausgesetzt. Ich wollte die Stadt mit ihren Menschen sehen. Ich fühlte mich unsichtbar. So wie die Menschen an uns vorbei zogen, es wirkte alles unantastbar passiv auf mich. Wie ein Theaterstück, das nur für uns aufgeführt wurde, bei dem wir nur die Zuschauer waren und vor einem Jahr aufgehört haben daran teilzunehmen. Wir aßen unseren Hummus, den Bauernsalat mit warmen und wunderbar weichen Fladenbrot. Als wir bezahlten fragte Christine die Bedienung ober schon gehört habe was gerade in der Türkei passiert. Er antwortete trocken "Erdogan muss sterben". Wir nahmen uns an die Hand und gingen durch die erleuchtete, freitägliche Stadt. Hinunter zur Pegnitz. Die Temperatur war wunderbar mild und die Teenager waren auf dem Weg in die Disco, oder halt dort wo junge Menschen halt so hingehen. Selbst als ich jung war, wußte ich nie wo das war. Meine Augen fielen fast zu, mein Gehirn schwer, herrenlos eingetaucht in einen See aus einer Melange aus alten Eindrücken, vergangenen Situationen, fest eingebrandt, und der Erkenntnis das Nürnberg gleich geblieben war. Im Hotel schliefen wir zu den Live-Berichten aus Istanbul ein. Ich traute mich nicht den Fernseher auszuschalten.
Der Plan war all unsere Lieblingsorte zu sehen. Natürlich dezimierte sich die Liste auf einen geografischen Bereich. So hatten wir die Chance viel zu sehen. Was akribisch klingt war eine Vorsichtsmaßnahme um sich treiben lassen zu können. Die kleinen Orte und Plätze zu bereisen, die uns so am Herzen liegen. Meine Skepsis war riesig. Der Bäcker, an dem wir sonst öfters frühstückten, gab es nicht mehr. Ein kleines Detail auf unserer Reise. Ein Brötchen zu essen mit dem Blick auf den Spalt der zu dem neuen Museum leitet. Wir suchten weiter und gingen leicht widerwillig in einen anderen Bäcker in dem wir nicht sehr oft gegessen haben. Eine Prioritätenliste muss es geben, sonst spühlt uns unsere Nostalgie die Stadt hinunter.
Der Plan war all unsere Lieblingsorte zu sehen. Natürlich dezimierte sich die Liste auf einen geografischen Bereich. So hatten wir die Chance viel zu sehen. Was akribisch klingt war eine Vorsichtsmaßnahme um sich treiben lassen zu können. Die kleinen Orte und Plätze zu bereisen, die uns so am Herzen liegen. Meine Skepsis war riesig. Der Bäcker, an dem wir sonst öfters frühstückten, gab es nicht mehr. Ein kleines Detail auf unserer Reise. Ein Brötchen zu essen mit dem Blick auf den Spalt der zu dem neuen Museum leitet. Wir suchten weiter und gingen leicht widerwillig in einen anderen Bäcker in dem wir nicht sehr oft gegessen haben. Eine Prioritätenliste muss es geben, sonst spühlt uns unsere Nostalgie die Stadt hinunter. Und es würde nächstes mal noch schwieriger sein zu überleben. Ich schlug vor in den Buchladen des neuen Museums zu gehen. Hier verbrachten wir einst immer Stunden. Oft kauften wir nichts, da Ausstellungskataloge der finanzielle Ruin bedeuten. So bräuchte man eigentlich alle, fängt man damit an. Doch all die Bilder die wir sahen, in unseren Herzen speichern konnten, konnte uns niemand mehr eintreißen. Sie verblassen vielleicht, ordnen sich neu an, doch ihre Schönheit am Tage als wir sie sahen, bleibt für immer. Christine suchte eine Ferienlektüre, ein Buch von Focault. Ich interessierte mich für die neuen Fotografiebände und die Sonderangebote. Erstmal blieb von der Zeit in dem Laden nichts in unseren Taschen zurück. Nürnberg heizte sich weiter auf so weiter wir zogen.
Christine fand ein Geburtstagsgeschenk und wir schwammen weiter und weiter. Dieser Comicladen, bei fast jeden Besuch in der Innenstadt verbrachte ich Zeit in ihm. Dort fühlte ich mich sehr wohl, auch wenn ich von all dem kaum etwas verstand. Ich las und durchblätterte immer das was mir gefiel. Eins meiner liebsten Bücher ist [Blankets]() von Craig Thompson. Hätte ich Christine nie kennengelernt, würde jetzt ein Motiv aus diesem Buch meinen Körper bevölkern. Es sollte mich daran erinnern wie hoffnungslos die Liebe ist und Vergangenheit nicht heilen kann. Diese Erlebnisse würden nie unseren Körper, durch eine Öffnung, verlassen können. Das Erscheinen neuer Bücher von ihm markieren immer wieder bestimmte Stellen in meiner Biografie im Kampf gegen das erwachen werden. Sein neustes Buch wanderte in unsere Artefaktentüte.
In Wolfsburg gibt es keine Plattenläden. Die Kundschaft die sich Schallplatten als Dekorationsmittel in den Wohnzimmerschrank stellt, wird gut von Media Markt und Müller versorgt. An einem Winterabend im ersten Winter in Nürnberg, bog ich einmal falsch ab und stand in einer Straße in der drei Plattenläden wareb. Meine Augen und Mund öffneten sich, die Pupillen erweiterten sich und das Adrenalin eines Abhängigen schoss in die Bereiche des Gehirns in dem das unstillbare Verlangen lag. Ein Laden hieß [Music and Books](). Bücher und Schallplatten. So kann man sich mit allem vollständig umgeben was einem wichtig ist, wichtiger als vieles andere auf dieser Welt. Wir betraten das Geschäft, eher ein Tempel, und der Inhaber warf uns ein Lächeln entgegegen. Wir bildeten uns ein er hätte uns wiedererkannt. Wir zogen an den neu-arrangierten Regalen entlang. Ich hasse Veränderungen. Der Inhaber hat sich ein neues System für die Unmengen an Second-Hand Ware ausgedacht. Ein System das nur für ihn einen Sinn zu machen scheint. Immer wieder hörten wir seine Versuche es den Kunden zu erklären. Er scheiterte und die Kunden schienen einfach aufzugeben. Es wäre so einem Laden unwürdig gewesen, würde es von einen System verwaltet werden, welches von Jedem verstanden werden hätte können.
Meine Beine fingen langsam an zu schmerzen. Wir gingen von einem Ende der Altstadt zum anderen. Ein nicht Zyklus in dem man sich verliert. Immer und immer wieder. Wie die vorgegebenen meditativen Wege die Mönche abschreiten um sich zu reinigen. So vergassen wir auf unserem Weg das Leben das wir nun im Norden führen. Wir haben Nürnberg nie vergessen oder verlassen. Und dies gefiel mir sehr. Wir brauchten noch ein Buch um gut ausgerüstet zu sein für die [Rösttrommel](). Ich habe diese Kaffeerösterei mit Cafe erst spät entdeckt. Nicht das es nur ein Cafe mit tollem Kaffee ist, es ist die Atmosphere, der Geruch von frisch gerösteten Bohnen, es ist perfekt. Hier verbrachten wir teilweise Stunden über einem Buch, über Notizen, Christine neben mir am zeichnen. So wollte ich immer Leben. So etwas hatte ich vorher nicht gekannt, mir nur vorgestellt. Ich trank einen Kaffee, und noch einen, nahm Pfund für Pfund mit in unsere kleine Nürnberger Wohnung. Der Kaffee war ein Versuch diese eingebildete Kreativität mit zu nehmen, sie nicht los zulassen, ich schloss meine verkrampften Hände um diese Vorstellung. Doch nun mussten wir wieder los. Wir kamen an all möglichen kleinen Lädchen vorbei. Alle verbunden mit kleinen Geschichten oder Erlebnissen. Der Kunsthandel in dem wir fast eine kleinen Beuys Zeichnung gekauft hätten (das Wort "fast" ist der Versuch eine Traumvorstellung auszuleben in dem man zum Kunstsammler aufgestiegen sei), das Kino in dem wir regelmäßig Filme sahen, das legendäre Copy-Land, in dem wir Christines Studienzeit verbrachten, riesige Farbabzüge machten, Zulassungsarbeitsentwürfe binden ließen, uns kaum ein Weg zu weit war um dorthin zu gelangen. Der einzige Kopierladen in dem alles zu klappen schien, Charlies Schokoladenfabrik nur mit dem Geruch von Toner und warmen frisch bedruckten Papier. Ja, wir wussten das immer zu schätzen. Wir gingen vorbei an Restaurants über Restaurants, viele Dates zu allen Zeitpunkten unserer Liebe.